Interview mit dem Erfinder Manuel Franke

Redaktion:
Herr Franke, in dem Beitrag über die Geschichte von Quadratologo haben wir bereits erfahren, wie aus einer Reise eine brillante Idee entstanden ist. Wie sind Sie persönlich mit Kunst in Verbindung gekommen. Waren Sie schon immer davon begeistert?

M. Franke:
Nein, ehrlich gesagt nicht. Nach meinem Realabschluss und der Ausbildung zum Industriekaufmann habe ich erst einmal dort im Betrieb gearbeitet. Ich habe zwar relativ früh gemerkt, dass meine Interessen sehr vielseitig sind, aber Kunst und Farben gehörten bis dato noch nicht dazu.

Redaktion:
Und woher kommt dann die Verbindung zum künstlerischen Schaffen?

M. Franke:
Meine Eltern übernahmen ein kleines Geschäft für Mal- und Zeichenbedarf und es ergab sich 1981 die Gelegenheit dort einzusteigen. Als Familienmensch war das für mich eine tolle Chance. Das Geschäft unter dem Namen „Franke & Franke“ zog zwei Mal um und vergrößerte sich bis zum heutigen Standpunkt. Da ich mich nun mit den Produkten des Mal- & Zeichenbedarfs auseinandersetzen musste, belegte ich sämtliche Lehrgänge zu Aquarell-, Acryl-, und Ölfarben.

Redaktion:
Und dann haben Sie auch Seminare und Kurse gegeben, richtig?

M. Franke:
Ja, dabei habe ich schnell gemerkt, dass ich es liebe, anderen Menschen etwas zu zeigen, was ihnen Freude bereitet. Am schönsten war dabei, dass die Menschen eines Malkurses am Ende immer eine Gemeinschaft waren. Zu diesem Zeitpunkt habe ich auch gemerkt, dass etwas in der Kunst fehlt. Ein System mit dem nicht nur die kreativen und künstlerisch begabten Menschen bestätigt werden, sondern eben die Menschen, die nicht perspektivisch Zeichnen oder eine leere Leinwand gestalten können. Diese Lücke wurde dann auf meiner Reise in ein rumänisches Kinderheim bestätigt.

Redaktion:
Als es Quadratologo noch nicht gab, was haben Sie am liebsten gemalt und womit?

M. Franke:
Ich war schon immer eher ein Typ der „kreativen Freiheit“. Deshalb hatte ich im Kunstunterricht in der Schule immer eine schlechte Note. Ich konnte den Vorgaben nicht gut folgen und habe immer meine eigenen Ideen ins Bild eingebracht. Da das nicht gut ankam, hat mir Kunst damals auch nie Spaß gemacht. Am liebsten habe ich mit Kohlestiften gezeichnet. Mittlerweile habe ich leider keine Zeit mehr dafür.

Redaktion:
Haben Sie einen Lieblingskünstler?

M. Franke:
Ja, das wird immer Leonardo da Vinci bleiben. Mein Favorit unter seinen Werken ist „das Abendmahl“.

Redaktion:
Kommen wir nun zu Ihrem Malsystem Quadratologo, welches nächstes Jahr 20 Jahre alt wird. Können Sie schätzen, wie viele Quadratologos Sie schon selbst gemalt haben?

M. Franke:
Mindestens 1000 Stück! Diese müssten sich tatsächlich von der Art und Weise sehr ähneln, da ich immer dieselbe Technik anwende und so viel Farbe wie möglich benutzte. Meine Familie könnte ein Bild von mir unter 100 Verschiedenen erkennen.

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Redaktion:
Und was ist Ihre Lieblingsfarbkombination?

M. Franke:
Seit einem Jahr haben wir mit der Türkis-Kombination ein neues Farbset. Das ist tatsächlich aktuell meine Lieblingsvariante.

Redaktion:
Wenn Sie einen Wunsch frei hätten in Bezug auf Quadratologo, wie würde dieser aussehen?

M. Franke:
Ich spiele seit einigen Jahren mit dem Gedanken von runden, ovalen oder Quadratologos in Herzform. Das wäre auf jeden Fall interessant!

Redaktion:
Was war denn das Beste, was Ihnen mit oder durch Quadratologo passiert ist?

M. Franke:
Es gibt eine Begegnung, die ich nie vergessen werden. Eine sehbehinderte Frau, die Quadratologo aus einer Reha kannte, nahm an einem meiner Seminare teil. Anschließend entwickelte ich eine spezielle Farbpalette mit der blinde Menschen Quadratologo gestalten können. Das ist einfach Wahnsinn, wie sich Quadratologo in Schulen und Einrichtungen für blinde Menschen etabliert hat, obwohl alle diese Möglichkeit erst immer verneint oder belächelt haben. Diese Frau hat Quadratologo nach Luxemburg gebracht und sie gibt dort mittlerweile eigenständig Quadratologo-Kurse.

Redaktion:
Und gibt es auf der anderen Seite auch ein Erlebnis, was sie eher als schwierig bezeichnen würden?

M. Franke:
Da fällt mir direkt mein Besuch im Gefängnis in Münster ein. Der Anfang war wirklich schwierig, da die Männer sich über das Malsystem lustig gemacht und mich beleidigt haben. Ich war kurz davor abzubrechen, dachte mir dann aber, dass es immer einen Versuch wert ist. Am Ende war es dann doch eine lustige Runde und die Männer haben sich darauf eingelassen.

Redaktion:
Das klingt so, als wenn Quadratologo keine Grenzen kennt: kein Alter, kein Talent, keine Voraussetzungen! Warum sollte Ihrer Meinung nach jeder einmal Quadratologo ausprobiert haben?

M. Franke:
Es entspannt! Jeden! Das habe ich ja beispielsweise im Gefängnis gemerkt. Das wichtigste ist einfach, dass jeder am Ende positives Feedback von außen erhält, was für einige Menschen besonders wichtig ist. Am Ende hält man ein individuelles Kunstwerk in der Hand, egal ob man Künstler ist oder nicht, egal wo man her kommt oder wer man ist.

Redaktion:
Damit wären wir auch bei der letzten und entscheidenden Frage: Was ist das Geheimnis von Quadratologo?

M. Franke:
Okay, da muss ich jetzt leider etwas ausholen, aber das ist tatsächlich die wichtigste Frage. Durch meine Idee, die Struktur und Oberfläche der Leinwand mit einem Netz zu zerstören, erhält der Maler einer gewissen Freiheit! Die Angst vor der komplett leeren Leinwand wird dadurch genommen und man erhält einen Überblick bzw. durch die vielen kleinen Quadrate eine Art Weg hin zu seinem Endergebnis. Die drei Farben, die man sich als Farbfamilie aussuchen kann, sind stets homogen zueinander, da sie im Farbkreis nebeneinander liegen und somit die Positivität des Ergebnisses gewährleistet wird. Es kann also niemals ein negatives Gefühl entstehen! Das habe ich tatsächlich auch noch nie miterlebt. Ein letzter Satz noch zu der Art und Weise des Gestaltens: Man braucht überhaupt keinen Plan, sondern legt einfach drauf los. Das Auge sieht von alleine intuitiv, welches Feld als nächstes ausgefüllt werden muss: jeder schafft sich unterbewusst sein eigenes kleines System. Ich bezeichne das gerne immer als „individuellen Pinselgang“. Das Spiel mit den Farben ist für mich eine Reise, die nie endet.

Redaktion:
Vielen Dank für diesen offenen und ehrlichen Einblick!